Nr.
Alarmierung 06.04.1991 um 05:00 Uhr
Stichwort
Ort Semd
Kräfte Semd
Fahrzeuge
Weitere Kräfte

Einsatzbericht

In den frühen Morgenstunden des 6. April 1991 wurden die Kameraden unserer Einsatzabteilung durch das Aufheulen der Sirenen aus dem Schlaf gerissen.

Schon auf dem Weg ins Feuerwehrhaus ließ der Blick über die Dächer von Semd die Katastrophe erahnen. In Richtung Dieburg blickend sah man Feuerschein und Rauchwolken in den Morgenhimmel aufsteigen. Zudem lag ein Brandgeruch in der Luft. Im Feuerwehrhaus angekommen wurden die schlimmsten Befürchtungen bestätigt.

Was war geschehen?

Gegen 5.00 Uhr kam der Sohn einer Semder Familie zurück in sein Elternhaus in der Beunestraße. Er bemerkte im Nebentrakt des Gebäudes eine starke Rauchentwicklung, die ihn veranlasste sofort seine Eltern zu wecken. Diese befanden sich noch im Schlafzimmer des Hauptgebäudes. Der Sohn eilte zum Feuerwehrhaus und löste über den dort befindlichen Brandmelder Sirenenalarm für den Stadtteil aus. Währendessen unternahmen die Eltern erfolglos erste Löschversuche mit einem Gartenschlauch. Aus unerklärlichen Gründen betrat der Hauseigentümer nochmals die brennende Wohnung und war seitdem vermisst.

Wie gestaltete sich der Einsatzablauf?

Nachdem um 5.00 Uhr die Sirenen aufheulten konnte bereits um 5.04 Uhr das erste Einsatzfahrzeug besetzt werden und ausrücken. Das TLF 8 traf um 5.06 Uhr an der Einsatzstelle ein. Ihm folgten rund 2 Minuten später das TSF und LF 8, beide mit kompletter Besatzung. Die zuerst eintreffenden Kameraden wurden mit der neuen Lage konfrontiert und leiteten einen Innenangriff zur Menschenrettung ein. Der Eingang des Gebäudes war so stark verqualmt, dass der Innenangriff über ein benachbartes Zimmer vorgenommen wurde. Ein weiterer Angriffstrupp näherte sich dann durch den Haupteingang dem Brandherd.

Gleichzeitig wurde mittels einer Steckleiter versucht in das erste Geschoß des Hauptgebäudes vorzudringen um hier nach der vermissten Person zu suchen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits acht Wehrmänner mit Pressluftatmern eingesetzt. Die um 5.11 Uhr zur Unterstützung angeforderte Stützpunktfeuerwehr Groß-Umstadt/Mitte erreichte um 5.24 Uhr die Einsatzstelle mit einem LF 16 und dem ELW.
Da der Hauseigentümer noch immer nicht gefunden war, schickte man einen zusätzlichen Angriffstrupp über die Steckleiter ins Gebäude. Die Einsatzkräfte im Erdgeschoß wurden mit einem Atemschutztrupp der Stützpunktfeuerwehr verstärkt. Weitere Kameraden suchten das freie Feld nach der vermissten Person ab.

Um die Sichtverhältnisse im Gebäude zu verbessern, wurde mit einem Rauchabzugsgerät gearbeitet.

Der Stadtbrandinspektor war ebenfalls mit einem Pressluftatmer im Gebäude und leitete den Einsatz unmittelbar vor Ort.

Im Schlafzimmer wurde inzwischen der Hund der Familie tot geborgen. Trotz des massiven Einsatzes der Feuerwehren konnte der Hausherr erst nach 25 Minuten intensiver Suche im Wohnzimmer gefunden werden. Der anwesende Notarzt konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen. Fünfzehn Minuten darauf wurde dann „Feuer aus“ gemeldet.

Von den sich im Einsatz befindlichen Kameraden musste im Anschluss an den Einsatz einer wegen leichter Rauchvergiftung von den anwesenden Rettungssanitätern behandelt werden.

Spezialisten des Landeskriminalamtes stellten später einen sich auf einer angeschalteten Herdplatte befindlichen Plastiktopf als Brandursache fest.

In dieser Nacht wurden rund DM 200.000,– zum Raub der Flammen. Ein ersetzbarer materieller Verlust. Für ein geschätztes Mitglied unserer Dorfgemeinschaft und unseres Vereins kam jedoch trotz aller verzweifelter Bemühungen jede Hilfe zu spät.