04.02.2021 | FEUERWEHR

Ein wenig wie „in eine andere Welt eingetaucht“, so fühlt sich Sophie Weist seit Beginn ihres Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ) bei der Freiwilligen Feuerwehr Groß-Umstadt.

Bevor die 20-Jährige im September ihren Dienst antrat, war sie mit Technik und handwerklichen Dingen kaum in Berührung gekommen.

„Vor allem nach zwölf Jahren Schule“, erklärt die junge Frau aus dem Breuberger Stadtteil Sandbach, die am Gymnasium in Michelstadt vergangenes Jahr Abitur gemacht hat. „Da kennt man ja hauptsächlich nur Kopfarbeit.“ Einen „kompletten, neuen Reiz zu setzen“ bedeute dieses FSJ nun für sie, wo sie sich viel technisches Grundwissen aneignen müsse.

„Hier lernt man auch mal alle Seiten im Blaulichtgewerbe kennen.“ Gerade als Einstieg sehr gut findet Sofie Weist das FSJ bei der Feuerwehr, welche häufig mit Rettungsdienst und Polizei zusammenarbeitet. Als „Findungsjahr“ bezeichnet es der hauptamtliche Gerätewart und FSJ-Betreuer Dieter Vonderheidt, den sie bei der Instandhaltung und Wartung unterstützen soll: „Sich wo neu einzufinden. Zu lernen, sich aufeinander verlassen zu können. Hier erlebt man Zusammenhalt und miteinander zu funktionieren, auch wenn man sich vielleicht sonst nicht so gut versteht“, sagt er.

Seit gut zehn Jahren bietet die Feuerwehr Groß-Umstadt ein FSJ an. Für die Nachwuchswerbung, aber auch ganz pragmatisch zur Sicherstellung der täglichen Einsatzbereitschaft. Denn auch das steckt für Vonderheidt als Grund hinter einem FSJ bei der Freiwilligen Feuerwehr, sind doch viele aktive Brandschützer tagsüber beruflich außerhalb von Groß-Umstadt tätig: „Da ist man schon froh, wann man eine Einsatzkraft mehr auf dem Auto hat.“ Als weitere Aspekte nennt er die Stärkung der sozialen Kompetenz und die Persönlichkeitsbildung.

Einen großen Teil ihrer täglichen Tätigkeit nehmen bei Sophie Weist Verwaltungsarbeiten ein: Berichte verfassen, Statistik führen, Material bestellen. Außerdem erledigt sie Besorgungsfahrten und nimmt an Lehrgängen teil. Sie ist für die Belange aller insgesamt neun Stadtteil-Feuerwehren mit zuständig. Corona jedoch hat ihr in vielerlei Hinsicht einen Strich durch die Rechnung gemacht, bedauert die 20-Jährige fehlende Möglichkeiten, beispielsweise alle Aktiven überhaupt mal kennen zu lernen. Auch öffentliche Veranstaltungen und Aktionen, die normalerweise von den FSJlern mit organisiert und betreut werden, finden derzeit nicht statt. Sowohl Brandschutzerziehung in Kindergärten als auch die regelmäßige Arbeit mit den Kinder- und Jugendfeuerwehren, eigentlich ein typisches Einsatzgebiet, fallen flach. Wegen der Pandemie gibt es weder Gruppenstunden noch Übungsabende, was Sophie Weist sehr schade findet. Stattdessen erstelle sie digitale Beschäftigungsmöglichkeiten für den Feuerwehrnachwuchs, Spiele und Rätsel am Computer.

Unter den überwiegend männlichen Kollegen bei der Feuerwehr fühle sie sich nicht benachteiligt. „Ich wurde sogar sehr freundlich aufgenommen. Das habe ich mir vorher fast anders vorgestellt“. Gleich zu Beginn ihres FSJ hat sie den Grundlehrgang an der Landesfeuerwehrschule in Kassel absolviert und verstärkt seither die Einsatzabteilung. Durch die Einsätze sammelt sie zusätzlich jede Menge Erfahrung.

Auch nach ihrem FSJ möchte sich die junge Frau nun in einem „Blaulichtberuf“ engagieren. „Das hat sich vor allem auch durch das FSJ hier weiter geebnet.“ Inzwischen hat sich Sophie Weist für eine Ausbildung im Rettungsdienst beworben.

Quelle Bild & Text: Dorothee Dorschel